Fragen zur Narkose

Narkose bei Erwachsenen

Bei ambulanten Narkosen kommt der Patient kurz vor dem vereinbarten Operationstermin, wird operiert und geht nach einer gewissen Nachbeobachtungszeit schon wieder nach Hause. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil einer minimalen Aufenthaltsdauer.

Das Aufklärungsgespräch mit der Einwilligung für die Narkose muss vorher erfolgen, damit der Patient eine Bedenkzeit hat. Dies ist rechtlich vorgeschrieben und dient dem Schutz der Persönlichkeitsrechte. Besprochen wird der Ablauf und mögliche Risiken des Vorgehens.

Neben der Versichertenkarte muss der Patient die Einverständniserklärung zur Narkose mitbringen. Weiterhin sollten wichtige Vorbefunde wie Arztbriefe, Allergie- und Medikamentenpass mitgebracht werden. Falls besprochen, müssen die Patienten vom Hausarzt ein EKG, Röntgenbild oder aktuelle Laborwerte mitbringen. Dies hängt jedoch vom Gesundheitszustand und dem Ausmaß des Eingriffes ab.

Natürlich gilt das Nüchternheitsgebot. Im Falle eines Erbrechens während der Narkose mit Übertritt von Magensaft/-inhalt in die Lunge kann es zu einer Lungenentzündung und Lungenversagen kommen. Der Patient muß zur Narkose nüchtern sein! Er darf mindestens 6 Stunden vor Narkosebeginn keine feste Nahrung zu sich nehmen und auch nicht rauchen. Bis zu 2 Stunden vor Narkosebeginn darf er auch noch etwas stilles Mineralwasser oder Tee zu sich nehmen. Für Kinder gelten etwas andere Grenzen.

Im Vorgespräch mit dem Anästhesisten wird geklärt, welche Medikamente weiter eingenommen werden sollen.

Sollte sich der Gesundheitszustand akut verschlechtert haben, muss der Arzt umgehend informiert werden.

Nach der Anmeldung, bekommt jeder Patient ein Operationshemd und einen abschließbaren Schrank für persönliche Gegenstände, zu Verfügung gestellt. Schmuck, Kontaktlinsen und entbehrliche wertvolle Dinge sollten zu Hause bleiben. Im Anschluß wird der Patient in den Eingriffsraum begleitet. Hier wird Blutdruckmeßgerät, EKG und Fingerclip, der die Sauerstoffsättigung im Blut mißt (Pulsoximetrie), angeschlossen. Der Anästhesist wird noch einmal die Unterlagen, wie Einwilligungserklärung, Laborwerte, EKG und Röntgenaufnahmen kontrollieren, bevor der Patient sanft einschläft.

Zunächst wird ein venöser Zugang gelegt. Über diesen Zugang erhält der Patient das Schlafmittel und auch andere Medikamente, die zur Durchführung der Narkose notwendig sind. Die Narkose wird in der Regel mit Narkosegasen weitergeführt.

Nein. Bei einer Vollnarkose schläft der Patient so tief, dass die Atemwege gesichert werden müssen. Es gibt drei verschiedene Methoden der Atemwegssicherung bei einer Vollnarkose. Das Einführen eines Beatmungsschlauches (Intubation), die Verwendung einer Kehlkopfmaske (Larynxmaske) oder einer Gesichtsmaske. Es sind lediglich wenige Operationen in unserem Zentrum, bei denen wir einen Beatmungsschlauch benötigen. Dies sind beispielsweise einige Zahneingriffe und bestimmte Operationen im Nasenrachenraum. Der Patient schläft dabei so tief, dass er das Einführen des Tubus nicht spürt. Der Tubus wird entfernt, bevor der Patient wieder wach ist. Vorübergehend kann es nach einer Intubation zu Schluckbeschwerden und Heiserkeit kommen. Längerdauernde Beschwerden sind sehr selten und bilden sich meist während der nächsten Wochen zurück. Zahnschäden sind insbesondere bei lockeren Zähnen, trotz sehr sorgfältiger Vorgehensweise, in seltenen Fällen möglich. Die Mehrheit der Operationen wird unter Zuhilfenahme einer Kehlkopfmaske durchgeführt. Diese wird dem schlafenden Patienten in den Rachen eingeführt und umschließt den Kehlkopf. Die Kehlkopfmaske wird noch oberhalb der Stimmbänder platziert und passiert diese nicht. Der Vorteil ist, dass eine Heiserkeit bzw. Schluckbeschwerden, so gut wie nie auftreten. Weiterhin kann der Patient sogar selbst während der Narkose über die Kehlkopfmaske atmen. Bei kurzen Eingriffen kommt die Gesichtsmaske zur Anwendung.

Die häufigsten Komplikationen bei einer Narkose sind Übelkeit und Erbrechen (bis zu 10% der Narkosen), Heiserkeit unter Verwendung eines Beatmungsschlauchs (bis zu 10%), Blutdruckabfall (3%), Herzrhythmusstörungen (1%), zu hoher Blutdruck (1%), sowie Verwirrtheitszustände nach der Operation (0,5%).
Diese Zahlen werden jedoch im Bereich der ambulanten Narkose aufgrund der kurzen Operationsdauer bzw. der Operationsart bei weitem unterschritten.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Entwicklung neuer Medikamente für die Anästhesie in den letzten 25 bis 30 Jahren einen gewaltigen Sprung hin zu einer sicheren und auch komfortablen Narkose ermöglicht hat. Diese Medikamente werden gerade im ambulanten Bereich nur von Fachärzten für Anästhesiologie angewendet, die mit den Wirkungen und Nebenwirkungen bestens vertraut sind.
Je besser der körperliche Allgemeinzustand, desto geringer ist auch das Risiko für Komplikationen. Ein erhöhtes Narkoserisiko besteht bei Patienten mit schweren Begleit- und Vorerkrankungen.
Einen weiteren Einfluss haben Art und Dauer der Operation. Kleine und kurzdauernde Eingriffe haben ein kleineres Risiko als große Operationen.
Zu großen operativen Eingriffen gehören zum Beispiel Ausgedehnte Bauchoperationen oder jene, bei denen der Brustkorb eröffnet.

Die Einführung neuer Überwachungstechniken hat die Anästhesie sehr sicher gemacht. Während der Operation wird kontinuierlich der Blutdruck gemessen, das EKG überwacht und die Sauerstoffsättigung im Blut mit einem Fingerclip (Pulsoximetrie) kontrolliert. Hierdurch ist der Anästhesist im Stande, eventuelle Veränderungen frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen.

Nach der Narkose wird der Patient noch 2 bis 6 Stunden überwacht, um unerwünschte Nachwirkungen auszuschließen.

Der Patient darf 24 Stunden lang nicht aktiv am Strassenverkehr teilnehmen, keine wichtigen Entscheidungen treffen und keine Maschinen bedienen. Er sollte sich zunächst ausruhen und sich nicht übermäßig anstrengen. Sollte es zu Problemen wie übermäßig starken Schmerzen kommen, sollte der operierende Arzt oder der Anästhesist kontaktiert werden.

Narkose bei Kindern

Atemprobleme sind bei Kindern häufiger als bei Erwachsenen, da die Atemwege bei Kindern sehr empfindlich reagieren. Es ist ganz wichtig, dass das Kind Infekt frei ist. Bei einem erkälteten, fiebernden Kind ist die Gefahr, dass ein krampfhafter Verschluss der Atemwege (Laryngospasmus/Bronchospasmus) ausbildet, größer. Ansonsten bestehen bei Kindern die gleichen Komplikationsmöglichkeiten wie bei Erwachsenen.

Folgende Nüchternheitsgrenzen gelten für alle Kinder bzw. Heranwachsende bis zum 18. Lebensjahr:

Feste Nahrung darf weiterhin bis zu 6 Stunden

Folgemilch, Kuhmilch bzw. Joghurt bis zu 4 Stunden

Muttermilch bis zu 3 Stunden

Klare Flüssigkeiten wie Wasser oder Tee bis 1 Stunde vor dem Eingriff eingenommen werden.

Die Kinder werden so lange wie möglich in der Obhut ihrer Eltern belassen.
Es ist üblich, etwa eine halbe Stunde vor Beginn der Narkose ein Beruhigungsmittel (Prämedikation) als Sirup oder Tablette zu verabreichen. Das macht das Kind schläfrig. Die Eltern sollten ganz natürlich und ungezwungen mit ihrem Kind umgehen und ihre eigenen Ängste möglichst von ihm fernhalten.

Ein Elternteil darf das Kind in den Operationsraum begleiten und solange bei ihm bleiben, bis das Kind eingeschlafen ist.

Auch bei Kindern ist ein intravenöser Zugang aus Sicherheitsgründen zwingend notwendig. Wenn der Zugang nicht schon vor dem Einschlafen gelegt werden konnte, geschieht dieses erst nach Einleitung der Narkose.

Das Alter und die Kooperation des Kindes haben den größten Einfluß darauf, wie die Narkose eingeleitet wird.
Bei kleinen Kindern ist die häufigste Methode die Inhalation eines Narkosegases über eine Maske. Bei älteren Kindern wird die Narkoseeinleitung in der Regel auch wie beim Erwachsenen über den intravenösen Zugang durchgeführt.

Bei bestimmten Eingriffen kann zusätzlich zur Narkose eine Nervenblockade zur Schmerztherapie durchgeführt werden Dieses bietet sich bei Operationen am Penis (Peniswurzelblock) oder bei Leisten- und Hodenoperationen (Ilioinguinalisblockade) an. Die Nervenblockade erfolgt, wenn das Kind bereits in Narkose ist. Es spürt also nichts von der Punktion. Vorteile dieser zusätzlichen Nervenblockade sind eine geringere Dosierung von Narkosemitteln während der Operation und mehrere Stunden Schmerzfreiheit nach der Operation.